Neue CO₂-Flottenziele 2025: Was ändert sich für die Autoindustrie und Autofahrer?

1. Was sind die neuen CO₂-Flottenziele?
Die EU hat sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt, um die Emissionen des Verkehrssektors zu senken. Ab 2025 darf die Flotte eines Autoherstellers - also alle neu zugelassene Fahrzeuge innerhalb eines Jahres - im Durchschnitt nur noch 94 g CO₂/km ausstoßen. Wird dieser Grenzwert überschritten, drohen drakonische Strafen von 95 Euro pro überschrittenem Gramm CO₂, multipliziert mit der Anzahl der neu zugelassenen Fahrzeuge. Als Beispiel: Der Autohersteller Renault hat im Jahr 2024 in Europa 1.009.672 Fahrzeuge verkauft. Wäre der CO₂-Grenzwert von 94 Gramm um nur ein Gramm überschritten worden, müsste Renault eine Strafe von € 95.918.840 bezahlen.
Um diese Strafen zu vermeiden, müssen die Autohersteller verstärkt in emissionsarme bzw. emissionsfreie Technologien investieren. Besonders im Fokus stehen dabei Elektroautos und Hybridfahrzeuge (vor allem Plug-In-Hybride). Diese stoßen im Fahrbetrieb keine bzw. kaum CO₂ aus und begünstigen dadurch den Flottenwert.
2. Welche Auswirkungen hat das auf die Automobilhersteller?
Für Autobauer bedeutet die neue Regelung eine große Herausforderung. Sie müssen mehr Elektrofahrzeuge und Plug-In-Hybride verkaufen, obwohl diese Fahrzeuge für den Kunden teurer sind und nicht zu jedem Anwendungsszenario passen. Um die neuen CO₂-Ziele zu erreichen, gibt es mehrere Strategien:
- Erweiterung des Elektro- und Hybridangebots: Viele Hersteller investieren massiv in neue Elektro- und Plug-In-Hybrid-Modelle, um ihren CO₂-Flottendurchschnitt zu senken. Das ist einerseits mir hohen Investitionskosten verbunden. Andererseits müssen hohe Rabatte gewährt werden, um diese Fahrzeuge für die breite Masse attraktiv zu machen. PS: Falls ihr wissen wollt, was es mit den unterschiedlichen Technologien auf sich hat, findet ihr alle Infos in unserem großen Antriebsvergleich.
- Optimierung bestehender Verbrennungsmotoren: Durch effizientere Motorentechnologien und Hybridantriebe kann der CO₂-Ausstoß von Verbrennungsmotoren reduziert werden. Das Limit von 94 Gramm CO₂ pro Kilometer ist ohne Elektrifizierung (Vollhybrid oder Plug-In-Hybrid) aber kaum zu erreichen.
- Einsatz von synthetischen Kraftstoffen: Synthetische Kraftstoffe, sogenannte eFuels, sind im Hinblick auf den CO₂-Ausstoß eine Alternative. Allerdings ist ihre Herstellung mit sehr hohen Kosten verbunden - entsprechend hoch ist der Verkaufspreis. Außerdem sind eFuels nicht lokal emissionsfrei - sie stoßen wie normale Kraftstoffe Abgase aus. Allerdings wird das CO₂, das sie ausstoßen, zuvor im Herstellungsprozess gebunden. Einen ausführlichen Artikel dazu findet ihr hier.
- Preisanpassungen: Modelle mit hohem CO₂-Ausstoß könnten teurer werden, während emissionsarme Autos durch Förderungen und Rabatte attraktiver gemacht werden.
3. Was bedeutet das für Autofahrer?
Auch für euch als Verbraucher hat die neue Regelung Konsequenzen. Wer plant, in den nächsten Jahren ein neues Auto zu kaufen, der wird verschiedene Beobachtungen feststellen können:
- Mehr Elektro- und Hybridfahrzeuge auf dem Markt: Da Hersteller diese Modelle stärker pushen müssen, werden sie zunehmend attraktiver und verfügbarer. Aktuell ist bereits festzustellen, dass das Preisniveau von Elektroautos sinkt.
- Preisanstieg bei klassischen Verbrennern: Fahrzeuge mit hohem CO₂-Ausstoß könnten durch Strafzahlungen und höhere Produktionskosten teurer werden. In Österreich gibt es als weiteren Lenkungseffekt die Normverbrauchsabgabe NoVA - alle Infos dazu findet ihr hier.
- Mögliche Förderungen für emissionsarme Fahrzeuge: Um den Kauf von Elektroautos attraktiver zu machen, könnten staatliche Förderungen und Steuervergünstigungen weiterhin angeboten werden. Eine konkrete Prognose kann man derzeit aber nicht stellen - das wird von der nächsten Bundesregierung entschieden.
- Höhere Spritpreise: Um die Klimaziele zu erreichen, setzen viele Länder auf höhere CO₂-Steuern, was langfristig zu steigenden Kraftstoffkosten führen kann.
4. Welche Modelle sind betroffen?
Die neuen Grenzwerte betreffen vor allem größere und leistungsstarke Verbrenner-Fahrzeuge. SUVs, Sportwagen und hochmotorisierte Limousinen könnten besonders unter den neuen Regelungen leiden, da sie im Regelfall deutlich über der 94 g CO₂/km-Grenze liegen. Eine Ausnahme sind Plug-In-Hybride: Da sie im Regelfall über große Batterien verfügen und mehrere Kilometer rein elektrisch fahren können (normalerweise zwischen 50 und 120 Kilometer), stoßen sie im WLTP-Messverfahren deutlich unter 94 Gramm CO₂ aus. Kleinwagen und kompakte Hybridmodelle haben es naturgemäß leichter, sich in das neue CO₂-Reglement einzufügen.
Als Reaktion darauf haben einige Hersteller bereits angekündigt, bestimmte Modelle einzustellen oder durch Elektro-Alternativen zu ersetzen.
5. Die Reaktionen der Automobilbranche
Die Automobilindustrie reagiert unterschiedlich auf die neuen Vorgaben. Während einige Hersteller die Regelung als Innovationsanreiz sehen, gibt es auch Kritik an den strengen Grenzwerten. Besonders traditionelle Hersteller mit einem großen Portfolio an Verbrennerfahrzeugen müssen hohe Investitionen tätigen, um ihr Portfolio umzustellen.
6. Welche Zukunftsperspektiven gibt es?
Die neuen CO₂-Flottenziele sind nur ein Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität im Verkehrssektor. Bis 2035 sollen alle Neuwagen in der EU emissionsfrei sein. Das bedeutet, dass die nächsten Jahre entscheidend für die Weichenstellung der Automobilindustrie sein werden.
So zumindest das Ziel. Derzeit wird auch darüber diskutiert, die Grenzwerte und Strafen aufzuweichen. Der europäische Automarkt steht unter großem Druck - es wird befürchtet, dass man der Industrie irreparablen Schaden zufügt.
Fazit: Ein Wendepunkt für die Autoindustrie
Die neuen CO₂-Flottenziele von 94 g CO₂/km setzen die Automobilbranche unter Druck, den Wandel zur Elektromobilität weiter zu beschleunigen. Für euch als Autofahrer bringt die Regelung sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich – steigende Kosten für Verbrenner, aber auch zunehmend attraktivere Angebote für umweltfreundliche Fahrzeuge. Die nächsten Jahre werden zeigen, wie sich der Markt entwickelt und welche Technologien letztendlich die Zukunft bestimmen.
Unser Tipp: Falls ihr plant, euch ein umweltfreundliches Fahrzeug anzuschaffen, habt ihr im Jahr 2025 gute Chancen auf große Rabatte. Viele Autohersteller beginnen bereits jetzt damit, Sonderpreise für ihre Elektromodelle anzubieten. Zum Ende des Jahres hin ist mit weiteren Aktionen zu rechnen, da es dann darum gehen wird, die Ziele zu erfüllen.