29.10.2024

Wie lade ich ein Elektroauto richtig? Tipps für eine längere Lebensdauer eurer Antriebsbatterie!

Ratgeber
Das richtige Laden eines Elektroautos verlängert die Lebensdauer des Akkus und spart Kosten. Wir zeigen euch, warum ihr nur bis 80 Prozent laden solltet, Schnellladen sparsam einsetzen müsst und worauf ihr beim Laden im Winter achten solltet. Mit diesen Tipps bleibt euer Akku leistungsstark und effizient!
Autor: Patrick Aulehla | Bilder: Smatrics, Volkswagen Group Technology, Oliver Hirtenfelder, KIA
Ein VW ID Buzz beim Laden an der Schnellladestation

Das Wichtigste zuerst: Ihr könnt euer Elektroauto nicht "falsch" aufladen - zumindest aus technischer Sicht. Alle Ladestecker, die an euer Auto passen, sind für euer Auto geeignet (mehr dazu hier). Allerdings gibt es einige Faktoren zu beachten, die die Haltbarkeit eurer Antriebsbatterie und die Höhe der Ladekosten beeinflussen. In diesem Artikel erklären wir euch, wie eure Elektroauto-Batterie möglichst lange hält und wie ihr Ladekosten sparen könnt.

1. Längeres Batterieleben: Warum sollte ich Schnellladen bzw. Hypercharging nur selten nutzen?

Für viele Elektroauto-Käufer ist eine besonders schnelle oder kurze Ladezeit ein entscheidendes Kaufkriterium. Das ist verständlich, denn gerade auf langen Strecken spart man durch schnelles Aufladen viel Zeit. Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass jede Schnellladung den Akku eures Elektroautos stärker beansprucht als langsames Laden. Der Grund dafür liegt in der erhöhten thermischen Belastung und dem chemischen Stress, der auf die Batteriezellen wirkt.

Leistungsfähige SChnellladestation von Smatrics
Leistungsfähige Schnellladestation sparen viel Zeit, speziell auf längeren Reisen. Sie sollten aber mit Bedacht eingesetzt werden. © Smatrics

Thermische Belastung und chemischer Stress beim Schnellladen

Batterien, die unter hohem Ladestrom geladen werden, erwärmen sich deutlich mehr als beim Laden mit niedrigerem Strom. Diese höhere Temperatur kann den Alterungsprozess der Batterie beschleunigen, da die Materialien in den Batteriezellen mit zunehmender Hitze schneller abgebaut werden. Die elektrochemischen Reaktionen in der Batterie laufen bei Schnellladungen so schnell ab, dass dabei kleine Schäden an der Zellstruktur entstehen können. Über die Zeit führt dies dazu, dass der Akku an Kapazität verliert und die Reichweite des Elektroautos sinkt.

Ein weiteres Problem ist, dass beim schnellen Aufladen Lithium-Ionen schneller zu den Elektroden wandern müssen, was die Wahrscheinlichkeit von Ablagerungen erhöht. Dies kann langfristig die Lebensdauer der Antriebsbatterie verkürzen.

Um diese Effekte zu minimieren, sind moderne Elektroautos mit verschiedenen Funktionen ausgestattet. Beispielsweise mit einem effizienten Thermomanagement, womit die Temperatur der Batterie während des Ladens in einem optimalen Bereich gehalten wird. Trotzdem sollten Schnellladungen nur dann eingesetzt werden, wenn sie wirklich nötig sind.

Das Thermomanagement-Bauteil der Volkswagen Group Technology für E-Autos
So sieht ein Thermomanagement-System der Volkswagen Group Technology für E-Autos aus. © Volkswagen Group Technology

Wie oft sollte ich Schnellladen?

Eine pauschale Empfehlung auszusprechen, ist schwierig, weil das Nutzungsverhalten von Elektroauto-Fahrer zu Elektroauto-Fahrer unterschiedlich ist. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Schnellladen auf etwa 10 bis 20 Prozent der gesamten Ladevorgänge beschränkt werden sollte. Studien haben gezeigt, dass sich bei häufigem Schnellladen (besonders über 2-3 Schnellladungen pro Woche) die Kapazität der Batterie schneller reduziert. Nach etwa 500 Schnellladezyklen können erste messbare Verluste von fünf bis zehn Prozent auftreten, abhängig von der Batteriequalität und dem Batteriemanagementsystem.

Ab welcher Ladeleistung spricht man von Schnellladen?

Per Definition beginnt Schnellladen bei einer Ladeleistung von etwa 50 kW und reicht typischerweise bis 350 kW. Üblicherweise werden Schnellladungen an sogenannten DC-Ladestationen (DC = Direct Current = Gleichstrom) vorgenommen, die hauptsächlich im öffentlichen Bereich (z.B. an Autobahn-Raststationen) zu finden sind. Geringere Ladeleistungen von 3,7 bis 22 kW (üblicherweise verfügbar an AC-Ladestationen) sind weitaus schonender als Schnellladungen.

2. Ständiges Vollladen und Leerfahren vermeiden!

Ebenfalls vermieden werden sollte häufiges Vollladen auf 100 Prozent, genauso wie häufiges Leerfahren auf unter zehn Prozent des Akkustands. Wird eine Elektroauto-Batterie vollgeladen, steht sie unter hoher Spannung, was deren Lebensdauer beeinträchtigen kann. Komplett entladene Akkus werden ebenfalls stärker beansprucht und können langfristig an Kapazität verlieren. Der optimale Ladestand von Lithium-Ionen-Batterien in Elektroautos liegt zwischen 20 und 80 Prozent (genauso wie bei Smartphones, Laptops und anderen Elektronikgeräten auch). Viele E-Fahrzeuge verfügen über einen Lademanager, mit dem sich die maximale Ladung auf 80 Prozent der Batteriekapazität begrenzen lässt. Wenn ihr die Batterie eures Elektroautos auf 100 Prozent ihrer Kapazität ladet, dann solltet ihr jedenfalls möglichst bald nach dem Ladevorgang losfahren, um die Batterie nicht länger als nötig einer hohen Belastung auszusetzen.

VW ID Buzz beim Laden an der Schnellladesäule
Im besten Fall wird der Ladestand zwischen 20 und 80 Prozent gehalten. Viele Elektroautos können den maximalen Ladestand ganz einfach begrenzen - wie der hier gezeigte VW ID.Buzz. © Oliver Hirtenfelder 

3. Warum lädt das Auto ab 80 Prozent Ladestand langsamer?

Sobald der Akku 80 Prozent seiner Kapazität erreicht hat, wird der Ladevorgang bei den meisten Elektrofahrzeugen langsamer, um die Batterie zu schonen. Diese letzten 20 Prozent gelten als besonders belastend für die Zellchemie, da die elektrochemischen Reaktionen in diesem Bereich komplizierter sind und sich die Batterie auf ihre maximale Spannung zubewegt. Indem ihr nur bis 80 Prozent ladet, könnt ihr die Ladezeit verkürzen und die Zellbelastung verringern, was die Gesamtlebensdauer des Akkus verbessert.

4. Wie schone ich meinen Akku beim Laden am besten?

Wie bereits erwähnt: Ein langsamer Ladevorgang schont euren Akku und hält ihn länger leistungsfähig. Nutzt ihr eine Wallbox oder eine öffentliche Ladestation mit normaler Ladeleistung (etwa 11 kW), ist das für eure Antriebsbatterie deutlich besser als regelmäßiges Schnellladen. Natürlich ist es völlig in Ordnung, Schnellladestationen zu nutzen, vor allem auf langen Reisen. Im Alltag solltet ihr aber versuchen, eher auf langsamere Ladevorgänge zu setzen. Auch das häufige „Zwischenladen“, also das regelmäßige Nachladen, ist gut für den Akku, solange die Ladestände moderat bleiben (zwischen 20 und 80 Prozent).

5. Laden im Winter: Was ist zu beachten?

Im Winter kann das Laden des Elektroautos zur Herausforderung werden, da niedrige Temperaturen die Leistung der Batterie beeinflussen. Ein kalter Akku lädt langsamer und verliert schneller an Reichweite. Hier sind einige Tipps für das optimale Laden im Winter:

  • Vorheizen vor dem Laden: Viele Elektroautos bieten die Möglichkeit, den Akku vor dem Laden zu heizen (man spricht dabei häufig von Vorkonditionierung). Dies kann die Ladezeiten deutlich verkürzen, da die Batterie auf eine optimale Temperatur gebracht wird. Falls euer Fahrzeug über diese Funktion verfügt, nutzt sie unbedingt.
  • Nach Möglichkeit nach dem Fahren laden: Wenn ihr euer Auto nach dem Fahren, und nicht in ausgekühltem Zustand, ladet, schont ihr eure Batterie und spart Zeit. Beim Laden kalter Batterien wird viel Energie für deren Aufheizen benötigt - Energie, die bereits in euren Akku fließen könnte.   
  • Laden am besten drinnen: Falls ihr die Möglichkeit habt, ladet euer Auto in einer Garage oder einem überdachten Bereich. So bleibt der Akku wärmer und lädt effizienter.
Ein KIA EV6 GT im Schnee
Wer sein Elektroauto im Winter richtig lädt, der spart Zeit und Geld. © KIA

6. Ladeverhalten optimieren für eine lange Akkulebensdauer

Eine gesunde Batteriepflege verlängert die Lebensdauer eures Elektroautos. Hier ein paar hilfreiche Tipps:

  • Starke Temperaturschwankungen vermeiden: Temperaturen über 30 Grad und unter 0 Grad Celsius können den Akku strapazieren. Wenn möglich, parkt euer Auto in einer Garage oder in schattigen Bereichen.
  • Nicht ständig bei hohen Ladezuständen parken: Versucht, euer Fahrzeug nicht dauerhaft bei 100 Prozent Ladestand abzustellen. Das stresst den Akku unnötig und kann zu einem Kapazitätsverlust führen.
  • Schrittweises Laden statt Voll-Laden: Wenn ihr den Akku nur stückweise ladet (z. B. von 30 auf 80 Prozent), wird die Batterie weniger belastet. Das schont nicht nur den Akku, sondern spart im Alltag auch Zeit.

7. Kosten und Förderungen: Wie spart man beim Laden?

In Österreich gibt es einige Förderungen und spezielle Tarife für Elektrofahrzeuge. Am besten erkundigt ihr euch nach möglichen Zuschüssen für die Installation einer Wallbox und lasst euch von eurem Stromanbieter zu günstigen Tarifen beraten. Viele Energieversorger bieten mittlerweile spezielle E-Auto-Tarife an, die das Laden zu Hause oder an bestimmten öffentlichen Ladepunkten vergünstigen. Eine Übersicht zu den aktuellen E-Auto-Förderungen in Österreich 2024 haben wir hier für euch.

8. Den richtigen Ladezeitpunkt finden: Wann ist Strom am günstigsten?

Wenn ihr euer Elektroauto zu Hause laden möchtet, könnt ihr einiges an Kosten sparen, indem ihr die Ladezeiten geschickt wählt. In Österreich sind die Strompreise in der Regel nachts niedriger als tagsüber, da die Nachfrage geringer ist. Viele Stromanbieter bieten spezielle Nachttarife an, die das Laden abends und in der Nacht günstiger machen. So lohnt es sich, die Ladezeiten entsprechend einzustellen – entweder über eine smarte Wallbox oder über das Fahrzeug selbst, wenn es entsprechende Funktionen bietet.

Fazit: Laden mit Köpfchen schont Batterie und Konto

Das richtige Ladeverhalten kann die Lebensdauer eures Akkus verlängern und gleichzeitig die Kosten senken. Achtet darauf, zu günstigen Zeiten zu laden, vermeidet extreme Ladezustände und ladet im Winter möglichst direkt nach dem Fahren. So seid ihr immer bestens vorbereitet – auch auf die kalten Monate.