13.08.2024

Elektroauto-Ladestationen: Tipps für die Planung langer Reisen

Elektromobilität
Ratgeber
Falls ihr mit eurem Elektroauto in den Urlaub fahren wollt, dann solltet ihr die Reise planen. Zwar ist das Netz von Ladestationen in Europa gut ausgebaut. Dennoch gibt es einige Punkte, auf die ihr achten solltet.
Autor: Patrick Aulehla | Bilder: Oliver Hirtenfelder, Smatrics, Chargemap, Booking.com
Eine HPC Ladestation von Smatrics

1. Die Bedeutung der Routenplanung

Das Wichtigste gleich zu Beginn: Eine sorgfältige Planung eurer Reiseroute vermeidet Stress unterwegs. Das Netz von Ladestationen ist in Europa zwar gut ausgebaut - ganz besonders in Österreich. Dennoch solltet ihr vor Abfahrt mögliche Ladepunkte überprüfen. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:

Routenplaner eures Autos:

In vielen modernen Autos sind bereits Elektro-Routenplaner integriert, die entlang eurer Route selbstständig die schnellsten Ladestopps berechnen und ansteuern. Ihr gebt also einfach euer Ziel ein - beispielsweise den schönen Gardasee in Italien - und euer Navigationssystem berechnet alle nötigen Ladestopps von selbst.

Routenplaner-Apps:

Neben den fest verbauten Routenplanern gibt es außerdem einige Apps, die bei der Reiseplanung mit dem Elektroauto unterstützen. Dazu zählt beispielsweise Chargemap. Diese Anwendung ist sehr genau bei der Planung eures Verbrauchs und der möglichen Reichweite, weil ihr jede Menge Daten hinterlegen könnt. Beispielsweise euer Fahrzeugmodell und einen Referenz-Verbrauchswert, auf den sich die App bei ihren Berechnungen stützt. Aus diesen Werten berechnet Chargemap dann die optimale Route und navigiert euch zu den besten Ladestationen.

Die Ladeapp Chargemap
Die Lade-App Chargemap bietet viele Einstellungs- und Filtermöglichkeiten. © Chargemap

Falls ihr selbst bereits genau wisst, wie weit euer Elektroauto beispielsweise auf der Autobahn kommt, dann könnt ihr auch einfach Google Maps verwenden. Der Kartendienst des Suchmaschinen-Riesen findet zuverlässig verfügbare Ladepunkte, zeigt euch die Leistung der Ladestation und den aktuellen Status der Ladepunkte an (frei/belegt/dauerhaft geschlossen). Außerdem könnt ihr bei Google auf eine Vielzahl von Community-Bewertungen zurückgreifen, um böse Überraschungen zu vermeiden.

2. Unterschiede bei Ladestationen verstehen

Wichtig ist außerdem zu wissen, dass es verschiedene Typen von Ladestationen gibt, die sich hinsichtlich der Ladegeschwindigkeit und der Art des Steckers unterscheiden. Dies kann besonders auf langen Fahrten von Bedeutung sein, da eine Schnellladestation erheblich zur Reduzierung der Ladezeiten beitragen kann.

Die gängigsten Ladestationen lassen sich in drei Kategorien einteilen:

  • Wechselstrom (AC)-Ladestationen: Diese Ladestationen bieten in der Regel eine Ladeleistung von 11 bis 22 kW und sind ideal für längere Aufenthalte wie Übernachtungen oder längere Pausen.
  • Gleichstrom (DC)-Schnellladestationen: Mit Ladeleistungen von 50 kW bis zu 350 kW bieten diese Stationen die Möglichkeit, die Batterie in kurzer Zeit aufzuladen. Sie sind besonders an Autobahnen und Fernstraßen zu finden und eignen sich für kurze Ladestopps auf langen Fahrten.
  • Ultraschnelle Ladestationen (sogenannte DC-Hypercharger): Diese bieten Ladeleistungen von über 350 kW und sind für Fahrzeuge mit entsprechenden Ladeleistungen ausgelegt. Sie ermöglichen es, in wenigen Minuten eine beträchtliche Reichweite nachzuladen.
Eine Smatrics HPC Ladestation
Eine HPC-Ladestation von Smatrics. © Smatrics

Grundsätzlich gilt: Ihr könnt euer Auto unabhängig von dessen maximaler Ladeleistung und der maximalen Ladeleistung der Ladestation aufladen, sofern es über den passenden Anschluss verfügt. Kann euer Auto beispielweise maximal mit 150 kW laden, könnt ihr es bedenkenlos auch an eine Ladestation anschließen, die 350 kW abgeben kann. Euer Fahrzeug gibt nur so viel Ladeleistung frei, wie es aufnehmen kann. Das ist also völlig ungefährlich.

3. Kosten, Ladekarten und Zahlungsmethoden

Für längere Reisen ist eine Ladekarte Pflicht. Am besten nutzt ihr Ladekarten, die ein großes Netzwerk abdecken und sogenannte Roaming-Verträge mit vielen Anbietern unterhalten. So könnt ihr sicher sein, dass ihr an allen Ladepunkten, die ihr ansteuert, mit eurer Karte bezahlen könnt.

Seit dem 13. April 2024 sind Ladestationen-Betreiber innerhalb Europas außerdem dazu verpflichtet, sogenanntes punktuelles Laden oder Ad hoc Laden anzubieten. Das bedeutet, dass ihr an Ladestationen nicht nur mit der Ladekarte, sondern auch per Kreditkarte oder Bankomatkarte bezahlen könnt. Aber Achtung: Diese Regelung betrifft nur neu errichtete Ladestationen. Bereits errichtete Ladestationen sind von der Ad hoc Regelung ausgenommen.

Zu den umfassendsten Ladeanbietern zählen beispielsweise IONITY (großes Hypercharger- und Roaming-Netzwerk), EnBW (über 600.000 Ladepunkte in Europa), Plugsurfing (über 300.000 Ladepunkte in Europa) oder Shell Recharge (über 250.000 Ladestationen in Europa).

Die Kosten für das Laden unterscheiden sich je nach Anbieter. Es gibt Ladestationen, die nach verbrauchen Kilowattstunden (kWh) abrechnen, oder solche, die nach Ladezeit abrechnen. Einen groben Überblick zu den Tarifen findet ihr hier:

  • Die Kosten für AC-Laden liegen in der Regel zwischen 0,30 und 0,50 EUR pro kWh. Zeitbasierte Tarife können zwischen 0,02 und 0,05 EUR pro Minute liegen.
  • DC-Laden ist teurer und liegt oft zwischen 0,40 und 0,80 EUR pro kWh. Zeitbasierte Tarife, wenn verfügbar, können bei etwa 0,10 EUR pro Minute beginnen.
  • Für das schnellste Laden (HPC) liegen die Kosten oft zwischen 0,69 und 0,99 EUR pro kWh. Zeitbasierte Tarife sind hier selten, da die Ladevorgänge sehr schnell abgeschlossen sind.

4. Nutzung von Hotel-Ladestationen

Wenn eure Reise eine Übernachtung beinhaltet, bietet es sich an, ein Hotel mit Ladestationen auszuwählen. Immer mehr Hotels bieten ihren Gästen die Möglichkeit, das Elektrofahrzeug während des Aufenthalts aufzuladen. Dies ermöglicht es euch, morgens mit voller Batterie weiterzufahren, ohne eine zusätzliche Ladepause einlegen zu müssen.

Booking.com bietet euch beispielsweise die Möglichkeit, nach "Aufladestation für Elektro-Autos" zu filtern. So könnt ihr sicher sein, dass euer Hotel über einen Ladeanschluss für euer Fahrzeug verfügt.

Der Elektroauto-Ladestationen Filter von Booking.com
Links im Bild seht ihr die Filtermöglichkeit nach "Aufladestation für Elektro-Autos" auf der Booking.com Website. © Booking.com

7. Fazit: Gut geplant ist halb gefahren

Es stimmt natürlich: Das Verreisen mit dem Elektroauto bedarf etwas Vorbereitungszeit. Dank neuer Technologien wie im Auto verbauten Routenplanern kommt ihr aber immer schneller zum Ziel. Mitunter am wichtigsten ist es, dass ihr für eure Reise eine Ladekarte nutzt, die viele Ladestationen abdeckt. Die Planung der Strecke ist heute ein Kinderspiel - entweder durch die erwähnten Routenplaner eurer Autos, oder durch Apps. Und da moderne Elektroautos immer schneller Laden können, werden auch die Pausenzeiten kürzer. Standzeiten von unter 20 Minuten sind heute keine Seltenheit mehr - einige Fahrzeuge schaffen die 10 auf 80-Prozent-Ladung bereits in 15 Minuten. In diesem Sinne: Gute Reise!