23.06.2024

Großer Antriebsvergleich: Verbrenner, Hybrid, Plug-in-Hybrid, Elektroauto und Wasserstoffauto

Ratgeber
Als Autokäufer hat man die Wahl aus fünf verschiedenen Antriebsarten, von denen jede unterschiedliche Stärken bietet. Wir sehen uns an, wo die Vor- und Nachteile von Verbrenner, Vollhybrid, Plug-In-Hybrid, Elektroauto und Wasserstoffauto liegen und welcher Antrieb sich für euch am besten eignet.
Autor: Patrick Aulehla | Bilder: Redaktion
Ein Audi RS6 Performance auf der Donaubrücke in Tulln

Wer die Umweltauswirkungen und die Kosten des Autofahrens gering halten möchte, dem werden derzeit viele neue Technologien geboten. Welche das sind, wisst ihr natürlich: Der Vollhybrid, der Plug-In-Hybrid, das Elektroauto und das Wasserstoffauto. Zusammen mit dem sparsamen Verbrennungsmotor haben wir fünf Technologien zur Auswahl, die uns – je nach individuellem Anwendungsfall – Energie- und Emissionssparen im großen Stil ermöglichen sollen.

Klingt nach information overflow? Finden wir auch! Deshalb haben wir die wichtigsten Vor- und Nachteile von Verbrenner, Vollhybrid, Plug-In-Hybrid, Elektroauto und Wasserstoffauto zusammengetragen und in den folgenden Absätzen für euch analysiert. Vorhang auf für unseren großen Guide durch den Dschungel der Antriebstechnologien.

1. Oldie but Goldie: Der sparsame Verbrenner

Zählt man sich selbst zu den Innovators und möchte nur die neuesten Technologien sein Eigen nennen, dann darf man diesen Absatz gerne überspringen. Ganz nüchtern betrachtet hat der sparsame Verbrenner aber einen großen Trumpf in der Hand: Im Regelfall ist er noch immer die günstigste Möglichkeit, CO2-arm unterwegs zu sein. Seine Technologie ist ausgereift, seine Produktion bestens organisiert. Investitionen in Forschung und Entwicklung sind deutlich geringer als bei Elektroautos oder Hybriden und auch die Vermarktung kostet weniger Geld.

Zwar kommt kaum ein Verbrenner ohne NoVA aus, aber wer genügsam bei der Motorleistung ist, hält diese Sondersteuer im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Speziell Dieselmotoren sind hier gut im Rennen, sie emittieren deutlich weniger CO2 als Benzinmotoren. Auf der anderen Seite können Verbrennungsmotoren von zukünftigen Einschränkungen etwa in Umweltzonen betroffen sein. Auch die Abnutzung und damit die Wartungskosten sind bei Benzin- und Dieselfahrzeugen höher als bei Hybriden oder Elektroautos - ganz besonders dann, wenn man häufig Kurzstrecken fährt.

Der Inbegriff günstigen Autofahrens: Der Dacia Sandero
Der Inbegriff günstigen Autofahrens: Der Dacia Sandero, hier in der Stepway-Variante. Ab 11.790 Euro. © Dacia

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, findet

HIER den offiziellen NoVA-Rechner des BMF

HIER alle Infos rund um das Thema NoVA auf der Website des ÖAMTC

Vorteile Verbrenner

  • Günstiger in der Anschaffung
  • Unkompliziert in der Handhabung
  • Moderne Motoren sind sehr effizient

Nachteile Verbrenner

  • Höhere Emissionen im Fahrbetrieb
  • Grundsätzlich höchste Abgabenlast bei Erhaltungskosten
  • Eventuell von zukünftigen Einschränkungen betroffen
  • Hohe Abnutzung bei häufigem Kurzstrecken-Betrieb

 

2. Kleiner Elektro-Beitrag, große Wirkung: Der Vollhybrid. 

Bei der als geschlossenes Hybridsystem oder Vollhybrid bezeichneten Antriebstechnologie wird dem Verbrennungsmotor von einem kleinen Elektromotor unter die Arme gegriffen. Dieser unterstützt das Benzin- oder (in seltenen Fällen) Dieselaggregat in verschiedenen Fahrsituationen, beispielweise beim Anfahren, in der Stadt oder beim Einparken. Batterie und Elektromotor sind klein dimensioniert, rein elektrisches Fahren ist nur über sehr kurze Strecken (einige Hundert Meter) möglich. Aufgeladen wird die Batterie ganz ohne Stecker durch Rekuperation, also das Zurückgewinnen von Bewegungsenergie. Vereinfacht gesagt wird beim Rekuperieren die Drehrichtung des Elektromotors geändert und Strom - ähnlich wie bei einem Fahrraddynamo - aus der Energie der sich drehenden Räder gewonnen. Der nette Nebeneffekt: Man spart Geld für Kraftstoff (besonders bei niedrigen Geschwindigkeiten) und Wartungsarbeiten, weil beispielsweise die Bremsen und der Verbrennungsmotor weniger beansprucht werden. 

Diese Vorteile wollen allerdings bezahlt werden. Die Anschaffungspreise von Vollhybrid-Modellen sind üblicherweise 10 bis 15 Prozent höher als bei vergleichbaren Verbrennungsmotoren. 

Suzuki S-Cross Strong Hybrid parkt im Wald.
Der Suzuki S-Cross als Vollhybrid. © Suzuki

Vorteile Vollhybrid

  • Rein elektrisches Fahren über kurze Strecken
  • Geringerer Verbrauch als Verbrenner, speziell in der Stadt
  • Einfache Handhabung, kein Anstecken nötig

Nachteile Vollhybrid

  • Im Regelfall stadtorientierte Motorcharakteristik
  • Geringe elektrische Reichweite
  • Etwas teurer als vergleichbarer Verbrenner

 

3. Mit Tank und Stecker für alle Eventualitäten gerüstet: Der Plug-In Hybrid

Der Name ist Programm: Plug-In-Hybride werden über einen Stecker (to plug = anstecken) aufgeladen. Sie verfügen über größere Batterien und kräftigere Elektromotoren als Vollhybride und können als die Vorstufe des Elektroautos bezeichnet werden. Ihre elektrische Reichweite liegt dem WLTP-Messverfahren zufolge meist bei 50 Kilometern oder mehr. Ein großer Teil der Motorleistung wird von dem Elektromotor geliefert, sie sind aber auch mit entladener Batterie noch voll fahrfähig und funktionieren dann wie Vollhybride. Rekuperieren können die Ansteck-Hybride ebenfalls, um bei Bremsvorgängen oder beim Ausrollen Energie zurück in die Batterie zu speisen. Eine leere Batterie bekommt man so aber nicht wieder voll - außer vielleicht, man bremst die Großglockner Hochalpenstraße hinunter.

Ökonomisch weiß der Plug-In Hybrid mit steuerlichen Anreizen zu begeistern: So wird die motorbezogene Versicherungssteuer nur für die thermische Leistung fällig - das ist einige Hundert bis einige Tausend Euro wert. Außerdem ist für Plug-In-Hybride im Regelfall keine NoVA fällig, wodurch man je nach Modell nochmals einige Tausend Euro spart.

Wer ständig ohne Strom fährt und den Elektromotor so zum Gepäck degradiert, schenkt allerdings einen Großteil seines Fahrspaß- und Effizienzpotenzials her. Die Elektrounterstützung fehlt dann nicht nur beim Spritsparen, sondern auch beim Beschleunigen. Brave Anstecker freuen sich also nicht nur über geringere Verbrauchswerte und Emissionen, sie haben auch deutlich mehr Dampf im Kessel. 

Der Volvo C40 Recharge Plug-In-Hybrid
Der Volvo C40 Recharge Plug-In-Hybrid. © Volvo

Vorteile Plug-In-Hybrid

  • Starker E-Motor liefert kräftige Unterstützung
  • Finanzielle Anreize und geringe Erhaltungskosten
  • Bei regelmäßigem Laden rein elektrisches Fahren über mehrere Kilometer

Nachteile Plug-In-Hybrid

  • E-Reichweite in der Praxis meist geringer als angegeben
  • Ohne häufiges Laden verliert man Leistung und Spritspar-Vorteil
  • Hohes Gewicht und bei vielen Modellen kleinerer Kofferraum

 

4. All in: Das Elektroauto.

Wer die Kraftstoffaskese voll durchzuziehen plant, der greift zum Elektroauto. Null CO2 im Fahrbetrieb, enormer Alltagskomfort, kräftige Motorleistungen und Förderungen für bis zu 5.000 Euro stehen auf der Habenseite. Gleichzeitig ermöglicht die rasche technologische Entwicklung heute WLTP-Reichweiten von über 700 Kilometern und Ladezeiten von weniger als 30 Minuten. Außerdem sind die Erhaltungskosten bei Elektroautos am geringsten: Keine NoVA, keine motorbezogene Versicherungssteuer, günstiger Strom aus der eigenen Steckdose, kaum Wartungsarbeiten und eine allgemein sehr hohe Zuverlässigkeit garantieren einen sehr günstigen Betrieb. Vor allem für Betriebe und Dienstwagennutzer sind Elektroautos ökonomisch vorteilhaft, da sie einerseits vorsteuerabzugsfähig sind und andererseits kein Sachbezug für die Privatnutzung anfällt (ne nach Fahrzeug bis zu 960 Euro monatlich).

Für Privatpersonen sind Elektroautos trotzdem noch höherpreisig als Verbrenner oder Hybride, da die Förderungen normalerweise nicht die gesamte Preisdifferenz auffangen. Dieser Unterschied wird durch geringe Energie- und Wartungskosten über die Zeit allerdings geringer oder gänzlich egalisiert. Außerdem ist das Laden zeitintensiver als das Tanken, auch werden die Normreichweiten gemäß WLTP in der Praxis selten erreicht (ebenso wie der WLTP-Durchschnittsverbrauch bei Verbrennern). Fährt man regelmäßig sehr weite Strecken (z.B. im Außendienst), dann ist man mit einem Verbrenner oder einem Hybriden wohl komfortabler unterwegs.  

Hyundai IONI6 vor einem Hochhaus parkend.
Mit grünem Ladestrom die umweltverträglichste Möglichkeit, Auto zu fahren: Das Elektroauto, hier als Hyundai IONIQ 6. © Hyundai

Vorteile Elektroauto

  • Bei grünem Ladestrom entsprechend grüne CO2­-Bilanz und Anspruch auf Fördermittel
  • Hohe Zuverlässigkeit, kaum Wartungsaufwand und geringe Erhaltungskosten
  • Hoher Fahrkomfort und spontane, kräftige Leistungsentfaltung
  • Kein Sachbezug für Dienstwagen-Nutzer
  • Vorsteuerabzugsfähig für Unternehmen

Nachteile Elektroauto

  • Geringere Reichweite bei niedrigen Temperaturen und auf Autobahnen
  • Laden dauert länger als Tanken
  • Ladestopps wollen speziell auf längeren Touren geplant werden (viele Navigationssysteme planen Ladestopps allerdings bereits selbstständig ein) 
  • Grundsätzlich höhere Anschaffungspreise

 

5. Das fahrende Einhorn: Das Wasserstoffauto

Wer schon einmal einem begegnet ist (oder selbst eines hat), darf sich zu den Auserwählten zählen. Das Wasserstoffauto ist in Österreich nämlich sehr selten - gerade einmal 67 dieser Modelle zählt die Statistik Austria im österreichischen Fahrzeugbestand. Das liegt zum Großteil daran, dass die Tank-Infrastruktur nicht gut ausgebaut und die Anschaffung eines Fahrzeugs verhältnismäßig teuer ist. Unseres Wissens gibt es fünf Tankstellen in Österreich - da findet ihr allein in Tulln deutlich mehr E-Auto-Ladestationen.

Da Wasserstoffautos im Grunde Elektroautos mit Tank (und Batterie) sind, fahren auch sie lokal emissionsfrei. Die Funktionsweise sieht folgendermaßen aus: In einer Brennstoffzelle wird der im Tank gespeicherte Wasserstoff und Sauerstoff umgewandelt, um elektrische Energie zu erzeugen. Diese elektrische Energie treibt den Elektromotor an. Einen Teil der Energie speichert die Hochvoltbatterie (wie bei einem Elektroauto) - etwa, wenn man beim Bremsen rekuperiert.

Allerdings: Die Wasserstoff-Technologie ist sehr komplex und mangels Tankstellennetz nur bedingt alltagstauglich. Gleichzeitig sind die Kosten hoch - sowohl für die Anschaffung als auch für antreibenden Wasserstoff.

Toyota Mirai Wasserstoffauto in einem unterirdischen Parkhaus.
Der Toyota Mira. Zugegeben: Der Wasserstoff-Antrieb ist in Österreich eine Ausnahmeerscheinung. © Toyota

Vorteile Wasserstoffauto:

  • Schnelleres Tanken als Elektroautos
  • Emissionsfreies Fahren
  • Ruhiges, komfortables und kräftiges Fahren

Nachteile Wasserstoffauto:

  • Sehr wenig Infrastruktur in Österreich
  • Relativ hohe Kosten für Anschaffung und Tanken
  • Überschaubare Reichweite (ähnlich wie E-Auto)  

 

Auf den Punkt gebracht:

Der sparsame Verbrenner ist die günstigste Variante, CO2-arm unterwegs zu sein. Dazu muss man sich in Motorleistung und Fahrzeuggewicht aber in Zurückhaltung üben. Auch werden Verbrenner in Zukunft immer stärkere Einschränkungen erfahren und sind von den höchsten Erhaltungskosten (Treibstoff, Wartung etc.) betroffen. 

Der Vollhybrid eignet sich besonders für Autofahrer, die viel in der Stadt fahren. Dort kann der kleine Elektromotor am effizientesten unterstützen. Ein weiterer Vorteil: Vollhybride sind wartungsarm - die Taxilenker Wiens singen uni sono Loblieder auf Ihre Hybridmodelle. Allerdings bleiben die lokalen CO2-Einsparungen im Vergleich zum Plug-In-Hybrid, zum Elektroauto und zum Wasserstoffauto gering.

Plug-In-Hybride wollen das beste aus der elektrischen und der Verbrenner-Welt kombinieren. Das gelingt ihnen auch sehr gut - vor allem dann, wenn man regelmäßig lädt. So sind elektrische Reichweiten drinnen, die den durchschnittlichen täglichen Arbeitsweg locker abdecken. Außerdem sind Plug-In-Hybride durch den NoVA-Wegfall oftmals günstiger als Verbrenner - besonders bei höherpreisigen Fahrzeugmodellen. Fährt man seine Batterie aber nur als Gepäck spazieren, lässt man diese Vorteile liegen.

Das Elektroauto ist die modernste und endgültigste Möglichkeit, sich den Abgasen zu entsagen. Immer größere Batterien und immer schnelleres Laden machen das E-Mobil zu einem vollwertigen Alltagsbegleiter, der vor allem mit hohem Komfortgewinn auftrumpfen kann: Kein Lärm, keine Abgase, kein Warmfahren, keine Warterei auf die Heizleistung. Zudem gibt es Ankaufsförderungen von bis zu 5.000 Euro und zusätzliche Förderungen für Heimladestationen. Für Betriebe ist das Elektroauto ökonomisch besonders interessant, da keine Umsatzsteuer (= Vorsteuerabzug) und kein Sachbezug für Dienstwagennutzer anfällt.

Das Wasserstoffauto ist das Einhorn dieser Runde. Mit 67 Modellen im gesamten österreichischen Fahrzeugbestand ist es äußerst selten. Das gilt auch für die Tank-Infrastruktur: Derzeit gibt es nur fünf Wasserstoff-Tankstellen in ganz Österreich. Dennoch bieten Wasserstoff-Autos einige Vorteile: Sie sind emissionsfrei im Betrieb, lautlos, komfortabel und kraftvoll beim Fahren.

PS: Ihr wollt mehr zu den unterschiedlichen Hybridarten wissen? Dann haben wir hier einen Artikel für euch vorbereitet!